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1. interkommunales Netzwerktreffen - Kommunale Steuerung und Qualitätsentwicklung von OGS im Zusammenwirken von Jugendhilfe und Schule

„Die kommunale Steuerungsebene hat einen direkten Einfluss auf die Qualität pädagogischer Arbeit in offenen Ganztagsgrundschulen.“ Diese Aussage beschreibt die vielfältigen Anforderungen, Erwartungen und das Engagement der kommunalen Begleitgruppen im Projekt DialOGStandorte. Im Zentrum des online-Netzwerktreffens am 13.04.2021 stand die konkrete kommunale Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule im Hinblick auf eine gemeinsam geteilte Steuerungsverantwortung sowie die gemeinsame gestaltete Qualitätsentwicklung der offenen Ganztagsgrundschulen (OGS). 

Präsentiert wurden Praxisbeispiele aus der Stadt Eschweiler sowie dem DialOGStandort Gladbeck. In Eschweiler ist die  Qualitätsentwicklung durch ressortübergreifende Gremien strukturell verankert und durch einen expliziten kommunalpolitischen Auftrag, mit einem Zielplan bis zum Jahr 2030, gestützt. Der durch eine gemeinsame Beschlussvorlage des Jugendhilfe- und Schulentwicklungsausschusses getragene Zielplan 2030 sieht u.a. die Entwicklung von Qualitätsstandards in Form eines kommunalen Rahmenkonzepts vor, dass durch verbindliche Standortkonzepte der OGS ergänzt wird.  Zur Realisierung dieses Vorhabens sowie zur Koordinierung übergeordneter Prozesse, wurden mehrere Gremien ins Leben gerufen, die stets mit Vertreter:innen aus dem Schulamt, dem Schulverwaltungsamt, dem Jugendamt sowie von Trägern der freien Jugendhilfe besetzt sind. So wird die Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule auf kommunaler Ebene in Eschweiler konkret umgesetzt und eine standortbezogene Qualitätssicherung und -entwicklung zukunftsgerecht gestaltet. 


Praxisbeispiel Eschweiler


Das Praxisbeispiel des DialOGStandortes Gladbeck ist mit dem programmatischen Titel „Gemeinsam sind wir stark“ versehen. Bereits seit vielen Jahren arbeiten die kommunalen Systeme Jugendhilfe und Schule mit freien Trägern der Jugendhilfe und weiteren relevanten Akteuren im „Kommunalen Qualitätszirkel“ vertrauens- und wirkungsvoll zusammen. Qualitätsentwicklung in der OGS wird in Gladbeck in der Verantwortungsgemeinschaft möglichst aller relevanten Akteure bearbeitet. Dabei steht der konkrete Blick auf die kindlichen Bedürfnisse im Zentrum aller Planungen, die bspw. eine Aufstockung der wöchentlichen Arbeitsstunden von Gruppenleitungen in den OGS perspektivisch ebenso beinhalten soll wie explizit ausgewiesene Vernetzungsstunden. Bewusst und absichtsvoll werden in Gladbeck Projekte wie „kinderstark NRW“ (ehem. Kommunale Präventionsketten) oder „DialOGStandorte“ zum Anlass genommen, die ressortübergreifende Zusammenarbeit zu verstetigen, um mit Blick auf die gemeinsamen Ziele und Adressat:innen  bestmögliche Rahmenbedingungen des Aufwachsens zu schaffen.


Praxisbeispiel Gladbeck


In den anschließenden Gruppendiskussionen diskutierten die Teilnehmer:innen in drei Foren über konkrete Anknüpfungspunkte und Ideen für die eigene Praxis, in dem sie Chancen aber auch Stolpersteine identifizierten. Hierbei stand die Frage im Zentrum, wie die Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule im kommunalen Kontext und speziell im Hinblick auf eine qualitative Weiterentwicklung des offenen Ganztags gestaltet werden kann und sollte. Nachfolgende Spiegelstriche geben in gebündelter Form die Ergebnisse dieser Diskussionsrunden wieder:

Stolpersteine & Herausforderungen:

  • Die Zusammenarbeit muss von Politik gewollt und unterstütz werden. Es bedarf eines politischen Auftrags für beide Ressorts. In der Zusammenarbeit mit freien Trägern der Kinder- und Jugendhilfe brauch es den politischen Willen zur transparenten Kommunikation „auf Augenhöhe“.
  • Insbesondere in größeren Kommunen, können komplexe und ausdifferenzierte Verwaltungsstrukturen den Prozess erschweren. Gerade mit Blick auf die Erarbeitung eines gesamtstädtischen Konzeptes, dass durch alle Ressorts erarbeitet und von allen getragen stellen solche Strukturen eine Herausforderung dar. Gleiches gilt für die in Entwicklungsprozesse so bedeutsame Beziehungseben und Vertrautheit der agierenden Personen, die in größeren Strukturen schwieriger herzustellen ist. 
  • Prozesse werden häufig nicht aus Positionen heraus, sondern durch konkrete Personen initiiert, getragen und gestützt (z.B. aufgrund von persönlichem Engagement). Veränderungen von Zuständigkeiten Können die Entwicklungsprozesse verlangsamen oder temporär ganz zum Erliegen bringen.   
  • Das Thema muss auf Leitungsebene initiiert und von Ihr langfristig getragen werden (Promotor:innen-Funktion). 
  • Enge Einbindung von Schulaufsicht zur Verankerung gemeinsamer Themen auf schulfachlicher Seite (größeres Problem bei kreisangehörigen Städten)
  • Der Ruf des Jugendamtes als „Ordnungsbehörde“: Jugendamt holt die Kinder aus den Familien

Chancen & förderliche Ansätze:

  • Zusammenführung der Ressorts „Schule & Jugerndhilfe“ im gleichen Dezernat und - mit Fokus auf die Zielgruppe (Kinder) - eine Versäulung der Systeme aufheben: Strukturen der Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen festlegen (von Steuerungs- bis Arbeitsebene), gemeinsame Kommunikationsplattformen schaffen bzw. finden (wie z.B. Stadtteilkonferenzen, Arbeitskreise, Qualitätszirkeln, etc.), Doppelstrukturen vermeiden und stattdessen vorhandene Strukturen nutzen.
  • Entwicklung und Etablierung einer integrierten Jugendhilfe- und Bildungsplanung zur besseren Umsetzung von Ansprüchen und Bedarfslagen der Zielgruppen: Dazu gehört eine gemeinsame Datenlage („von Daten zu Taten“) für gemeinsame Entscheidungsprozesse und um Verständnis v.a. in Politik zu verankern und Ressourcen zu generieren (Entscheiderwissen generieren!) und eine Standardisierung und Verschriftlichung, um das Thema in Politik und auf Dezernatsebene zu verankern.
  • Start in Pilotschulen (Allianz der Willigen) und nicht gleich gesamtstädtisch neue Ideen verfolgen.
  • Zusammenarbeit im kommunalen Qualitätszirkel OGS verstetigen und gemeinsames Arbeiten aller relevanten Akteure auf Augenhöhe ermöglichen.
  • Sozialräumliche Schwerpunkte und Impulse insb. bei größeren Städten. Der Ansatz der Familiengrundschulzentren kann besonders gewinnbringend sein: Sozialräumlicher Blick auf Schule, Jugendhilfe präsenter ansiedeln und kooperativ zusammenarbeiten, Frühe Hilfen enger in Schule ansiedeln, Jugendhilfe als Partner von Schule, multiprofessionelle Zusammenarbeit, weiche Übergänge in den Bildungsverläufen/-biographien.
  • Ganztagsanspruch beleuchten:  Rolle der Jugendhilfe schärfen. Jugendhilfe als „Expertin“  für außerschulische Bildung (Strukturwandel z.B. von Freizeitangeboten im Nachmittag).